Polieren: Von seidenmatt zum Hochglanz

 

In verschiedenen Gitarrenforen wird darüber diskutiert, wie man eine optisch eher schlichte Gitarre aufpeppen könne. Die Ideen reichen vom Austausch der Mechaniken oder nur der Knöpfe derselben über einen Austausch von Stegeinlage und Sattel oder ach der Saitenpins gegen solche aus Knochen, um Klang und Aussehen zu verbessern.
Die am weitesten reichende und vor allem nicht rückängig zu machende Maßnahme besteht wahrscheinlich darin, eine matt lackierte Oberfläche durch Polieren auf Hochglanz zu bringen. Die Idee hatte ich zwar auch schon früh, habe aber nie ernstlich daran gedacht, es auch auszuprobieren, bis ich dann die Berichte von verschiedenen Leuten las, die das probiert und durchaus ansehnliche Resultate erzielt haben.
Meine D-16GT hat (oder besser hatte) ab Werk matt lackierte Zargen und Boden. Da ich sie gebraucht erworben habe und sie sich allmählich als so eine Art Versuchskaninchen herausstellt, habe ich die letzten Reste von Bedenken über Bord geworfen und beschlossen, diese Gitarre der beschriebenen "Kur" zu unterziehen.

Jemand hat für diese Arbeit eine Autopolitur namens "McGuiar's scratch-X" empfohlen. Die soll imstande sein, Kratzer auszupolieren. Das sagt etwas über die abrasive Wirkung der Politur aus. Da ich im Autoladen diese Politur nicht gefunden habe - wiewohl sie auch bei uns zu haben ist - habe ich nach Vergleichbarem gesucht und bin auf "Sonax Schleifpaste" gestoßen.

Auch diese sollte nach der Beschriftung der Tube imstande sein, Kratzer auszunivellieren und - das war wichtig - sie enthält kein Wax und keine agressiven Lösungsmittel. Darauf sollte man achten, denn niemand vermag wohl zu sagen, wie der hier zu behandelnde Nitrolack auf solche Ingredienzien reagieren würde.

Anstatt ein altes Unterhemd in Lappen zu zerschneiden, habe ich an der gleichen Stelle eine Packung Poliertücher gekauft, die ich dann noch mit der Schere in Stücke zu 10x10 cm zerschnitt.

So sieht die von C.F. Martin hergestellte seidenmatte Oberfläche aus: 

Mit einem 1 cm langen Strang der Politur habe ich begonnen, die Zarge am Halsansatz in Richtung "Taille" zu bearbeiten. Dabei habe ich mich zunächst auf ein Stück von ca. 25 cm Länge beschränkt. Zuerst ging es mit kleinen kreisförmigen Bewegungen los, wobei man darauf achten mußte, daß keine Politur und Lappen-Bewegungan an die Giatrrendecke gelangen. Das ist aber aufgrund der pastosen Konsistenz der Politur recht einfach.

Nach einer Weile wechstelte ich die Richtung und arbeitete nurmehr entlang der Maserung. Eine Weile lang sah man keine Veränderung, aber nach dem Wechsel auf ein neues Tuch erschien beinahe schlagartig ein Glanz, wie ich ihn niocht erwartet hätte.

Auf dem Bild unten kann man das recht gut sehen, desgleichen auch den mehr als deutlichen Unterschied zu dem noch unbehandelten Teil der Zarge:

Nachdem ich beide Zargenseiten vom Halsansatz bis zum Endpin fertig hatte (der Endpin kam solange heraus), begann ich mit der Rückseite.

Diese unterteilte ich wieder in vier etwa gleich große Arbeitsbereiche, die ich fertig polierte, ehe es zum nächsten ging. Die Behandlung eines jeden dieser Teilbereiche dauerte ca. 5-10 Minuten, der gesamte Boden war binnen einer halben Stunde fertig.

Zusätzlich polierte ich noch den Halsansatz, denn die Halsrückseite war vom Spielen ohnehin schon glänzend geworden. Jetzt hat die Halsrückseite eine einheitliche Oberfläche.

 Besser als erwartet: Wunderbarer Hochglanz

Nach einer abschließenden Nachpolitur mit einem frischen Poliertuch erstrahlten Rückseite und Zargen in wunderbarem Glanz. Farbe und Maserung des Holzes sind viel intensiver ud schöner geworden. Lampen (und leider auch mein Kopf) spiegeln sich jetzt darin.

Ich kenne eine Empfehlung, den Glanz mit einer feineren Hochglanzpolitur weiter zu steigern, aber ob ich das überhaupt machen werde, ist fraglich. Der Glanz sieht schon beinahe nicht mehr steigerungsfähig aus.