Selbstbau einer kompensierten Stegeinlage aus Knochen:

 

Als eines Tages die originale Micarta-Stegeinlage meiner Larrivèe L-03R eine Kerbe n der Stelle entwickelt hatte, an der die H-Saite verläuft, mußte ein Ersatz her. Da alle Welt so sehr auf Knochen als Material schwört, beschloß ich, ebenfalls eine Stegeinlage aus Knochen einzusetzen. Vorher schon hatte ich Knochen-Rohlinge verschiedener Abmessungen und Dicken gekauft. Daher stellte ich mir die Herstellung einer Stegeinlage eigentlich einfach vor. Nur das Herstellen einer Längenkompensation für die H-Saite schien schwierig. Ich wollte die Kompensation auf jeden Fall haben, weil die Intonation der Gitarre sehr gut ist. Das wollte ich auf keinen Fall verderben.

Da ich vom Rohling der passenden Dicke ohnehin ein Stück absägen mußte, um es in der Länge passend zu machen, hatte ich ein Stück übrig, das mir geeignet schien, als angeklebter "Balkon" auf der Rückseite der Stegeinlage zu dienen. So habe ich die Sache schließlich geplant und durchgeführt:

So habe ich mir das Ankleben des "Balkons" vorgestellt. Bei den Abmessungen habe ich sicher gestellt, daß der Balkon nicht mir seiner unteren Kante auf der Brücke aufsitzt. Damit wollte ich  verhindern daß der Druck der Stegeinlage in seinem Sitz ungleichmäßig wäre..
Dann habe ich darauf geachtet, daß die Klebeflächen frei von Staub, Dreck und Fett sind. Um das zu gewährleisten, habe ich die Stücke vor dem Kleben mit Spiritus gereinigt. Die Oberflächen der Rohlinge waren absolut plan und seidenmatt, also mußte man für eine paßgenaue Klebung nichts weiter tun. Die Klebung erfolgte mit Sekundenkleber. Anschließend habe ich das Ganze vorsichtshalber zwei Stunden eingespannt. 
Danach habe ich die Form zurechtgefeilt. Dabei habe ich mich am Originalstück orientiert. Da die Kanten der Rohlinge absolut gerade waren, habe ich nur von oben mit der Feile Material abgetragen, bis die Höhe und die Form mit dem Original übereinstimmten. Nach einer Weile sah es dann so aus:

Im Original sieht die Oberkante etwas anders aus, als auf der Zeichnung. Entscheidend ist aber die Kompensierung der H-Saite. 

Hier ist noch eine Art Querschnitt, an dem man sehen kann, wie der H-Saiten-Balkon oberhalb der Brücke endet und nicht aufsitzt.

Am Ende paßte die neue Stegeinlage schön "saugend", aber auch nicht zu stramm in die entsprechende Aufnahme in der Brücke. Die Intonation ist so gut wie vorher. Aber der Klang .... ich habe keinen wirklichen Unterschied feststellen können. Vielleicht klingen die nicht umwickelten Diskantsaiten ein wenig runder und wärmer, aber dieser Eindruck ist hart an der Grenze zur Einbildung. 

So sieht das Ganze aus der Perspektive des Spielers aus,

so von der anderen Seite .....

und so von oben, allerdings zu nah für meine Kamera, daher die leichte Unschärfe.