The one and only C.F. Martin HD X1

Wie eine D-X1 zu einer HD-X1 wurde
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Polieren mit Polierwatte und Schleifpaste

Das Ergebnis
Ich war zuerst unschlüssig, was mit der Kopfplatte geschehen sollte. Der Hals ist aus einem vielschichtigen Sperrholz, das bei Martin "Stratobond" genannt wird, ganz so, als sei es geeignet, einen Weltraumgleiter daraus zu bauen. Die Kopfplatte ist mit einer Schicht "HPL" beklebt, die mit einem Mahagoni-Dekor versehen ist. Die Oberfläche ist matt. Das Logo "C.F. Martin" ist aufgespritzt oder im Siebdruckverfahren aufgedruckt. Die Farbe ist gelblich mit leichtem Metallic-Effekt. Insgesamt wirkt das ganze praktisch, aber nicht sonderlich attraktiv. Zuerst dachte ich daran, die Kopfplatte mit einer Randeinlage aus Holz zu verzieren. In die engere Wahl kamen helle Leisten im Format 3 x 3 mm, die ich noch liegen habe. Einer ordentlichen Rundum-Fräsung stehen aber Sattel und Griffbrett im Weg. Da ich von dem Polieren meiner D-16 GT noch deutlich in Erinnerung hatte, welchen Unterschied es ausmacht, wenn eine matte oder seidenmatte Holzoberfläche poliert wird, habe ich schließlich die Politur als einzige Verschönerungsmaßnahme vorgesehen. Da ich nicht die zähe und harte Oberfläche des HPL polieren wollte, bekam die Kopfplatte zuerst eine Lackierung - zwei Schichten Nitrolack transparent und seidenmatt. 24 Stunden später wurde die so entstandene  Lackoberfläche mit Sonax Schleifpaste und Polierwatte poliert. Das Ergebnis ist auf dem Bild rechts zu sehen. Die Kopfplatte spiegelt den Fotoapparat und die Hand des Fotographen sowie den Rand der Deckenleuchte recht gut.

Was für die Erfahrung mit Holzoberflächen gilt, stellt sich auch bei der künstlichen HPL-Oberfläche als gültig heraus: Auch das Holzdekor gewinnt durch die polierte Oberfläche beträchtlich an Tiefe und Farbintensität.

Schleifen und Lackieren

Zuerst wurde das Binding mittels einer Ziehklinge wenigstens halbwegs bündig mit den Zargen gehobelt. "Wenigstens halbwegs" deshalb, weil die Oberfläche der Zarge, die aus dem schon viel erwähnten "HPL" besteht, nicht zerkratzt oder beschädigt werden sollte. Wäre die Zarge aus Holz, wäre das Abrichten des Bindings bis auf die Oberfläche der Zarge kein Problem, so aber war es notwendig, vorher schon innezuhalten. Anschließend habe ich das Binding mit der Ziehklinge zur Decke hin abgerundet.   

Die Gitarre nach dem Überschleifen der Decke

Nach dem Überschleifen der Decke sieht man eine Stelle, an welcher der Hobel "eingehakt" hatte. Er hatte eine Holzfaser aus der Decke angeoben und diese nicht geschnitten, sondern nach oben weggezogen. An der betroffenen Stelle (siehe Pfeil) ist eine leichte, gezackte Vertiefung entstanden.
Die Decke der Gitarre war durch das Leimen und Nachkleben mit Sekundenkleber verunreinigt und durch die Bearbeitung mit dem Hobel an einigen Stellen leicht verschrammt. Es war also klar, daß sie wenigstens im Randbereich überschliffen werden mußte, um sie wieder sauber und lackierfähig zu machen. Zu diesem Zweck habe zunächst das Pickguard entfernt. Als Ersatz habe ich eines im 20er-Jahre Zelluloid-Look von StewMac erstanden. Das Überschleifen der Decke erfolgte mit 220er und anschließend mit 320er Schleifpapier und Schleifklotz aus Kork.

Nach dem Schleifen mit 220er und 320er Schleifpapier

 


Die Stelle, an der das Pickguard einst klebte, ist gut zu erkennen.

 


Spalten zwischen Decke und Purfling werden gefüllt....
Das Schleifen brachte verschiedene Stellen zutage, an denen zwischen Randeinlage und Decke kleine Spalten offen standen. Diese habe ich zunächst mit einem farblosen, transparenten Füllgrund aufgefüllt. Dabei war es nicht ganz einfach, die Flüssigkeit an die richtige Stelle zu bekommen. Letztlich habe ich den Füllgrund mit einem spitzen Holzstab tropfenweise auf die Spalten laufen lassen. Es war aber nicht zu vermeiden, daß die Umgebung der kleinen Öffnungen ebenfalls Füllgrund abbekommen hat. Im Nachhinein bin ich zur Überzeugung gelangt, daß es besser gewesen wäre, entweder schwarzen oder fichtenholz-farbigen Holzfüller ("Flüssigholz") in Pastenform zu nehmen. Der Füllgrund erwies sich nämlich als äußerst hartnäckiger Geselle, der nur mühsam herunterzuschleifen war. 

Anschließend gab es die erste Schicht Nitrolack aus der Dose..


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Wahrscheinlich habe ich mich mit den aus der Spraydose austretenden Treibgasen und dem Lösungsmittel zutiefst vergiftet, obwohl ich mit angehaltenem Atem gesprayt habe. Auf den Bildern sieht man recht gut den Sprühnebel, der in meiner kleinen "Lackierkabine" vorgeherrscht hat.
Nach drei Schichten Nitrolack und 24 Stunden des Trocknens zeigt sich, daß die Stellen zu sehen waren, an denen der Füllgrund sich breit gemacht hatte und - so dachte ich - ausreichend geschliffen worden waren. Zumindest die Ränder haben sich deutlich abgehoben. Vor der weiteren Bearbeitung - weitere Lackschichten oder Polieren - ist ohnehin Zwischenschleifen erforderlich, um die unvermeidlichen Unebenheiten, die beim Lackieren entstehen, zu beseitigen. Hätte ich nicht "Guitar Finishing" von Don McRostie gelesen, wüßte ich es nicht: Das wird so gemacht, wie in der Autowerkstatt. Naßschleifen mit 400er und noch feineren Körnngen.
 

Naßschleifen, wie beim Autoschrauber.
Die Oberfläche fühlt sich nach dem Naßschleifen samtig und glatt an, "wie ein Babypopo". Nur die dreifach vermaledeiten Ränder der Stellen, an denen mit Füllgrund gearbeitet worden war, sind immer noch sichtbar. An einer Stelle bin ich schon durch bis auf das Holz. Mal sehen, ob ein oder zwei weitere Lackschichten die Sache beheben.
Eine weitere Lackschicht und weiteres Naßschleifen brachten eine Oberfläche, die schon bedeutend besser aussah. Auch die Fehler an einigen Stellen des Randes schienen behoben. Zuerst hatte ich vor, den Lack einige Wochen ruhen und durchtrocknen zu lassen, aber dieser Vorsatz hielt nur bis zum kommenden Abend. Danach habe ich die Decke naß mit 600er, anschließend mit 1000er Schleifpapier geschliffen und danach mit der Politur begonnen.


Nach dem Schleifen mit 1000er Papier

 

Links das Wasser zum Einweichen des Schleifpapiers

 


Nach ersten zaghaften Polierversuchen....

Polieren mit Sonax-Schleifpaste und Polierwatte


Erster Glanz wird sichtbar....

Der Lack scheint noch recht weich zu sein, jedenfalls ist es irgendwie schwierig, einen vernünftigen Glanz hinzubekommen. Erst glänzt es vernünftig, wenn ich mit meiner üblichen Methode vorgehe, doch dann beginnt der Glanz wieder abzunehmen. Aber bis zu einem gewissen Grad geht es und der Rest kann ja nachgeholt werden, wenn der nächste Satz Saiten abgespielt ist. Ich will das Ding fertig sehen und ich werde nicht enttäuscht:


Das sieht schon recht ansehnlich aus

 
Nach dem Stimmen probiere ich sie aus und ich habe den Eindruck, als sei die Stimme mit der äußerlichen Verschönerung ebenfalls besser geworden. Ich meine damit, daß die DX-1 schon vorher eine klanglich sehr gute Gitarre ist, die ich für die Songbegleitung als Ideal empfand. Aber der Diskant klang im Vergleich zu den edleren Gitarren aus dem Martin-Stall eher ein wenig banal. Kräftig zwar und auch in hohen Lagen voll und rund, aber ohne dieses feine Oberton-Geflecht. Und jetzt ist es da, die Gitarre scheint insgesamt luftiger und dennoch laut und kraftvoll zu klingen. Für dieses Phänomen gibt es verschiedene potentielle Erklärungen:

1. Einbildung
2. Durch das Schleifen ist die Decke im Randbereich rundherum minimal dünner geworden und das bringt den Effekt,
3. Der Dremel hat sich als Emil'sche Rüttelmaschine betätigt.

Ich tippe auf eine Mischung von 1 und 2. Das nachfolgende Bild unterstreicht das:
Überall dort, wo die Decke hell ist, zumal in den Randbereichen, ist sie etwas angeschliffen worden, und damit etwas dünner, auch wenn das nur 1/10 mm sein mag. Hoffentlich hält sie. Das meine ich nicht ernst, die hält schon.

Wie weich der Lack wirklich noch ist, stellt sich nach einer halben Stunde andächtigen Zupfens heraus: Eine Stelle an der Ecke, wo der rechte Arm aufliegt, zeigt das Muster meines Hemdenstoffs. Nun denn, das ist schnell wieder herauspoliert. Vor 2 - 3 Wochen wird die Gitarre jetzt nicht mehr angefaßt.
 

Fortsetzung folgt

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